Sonntag, 15. Oktober 2006

Wörterbuch

Wörtberbuch des Neoliberalismus

Wörterbuch für angestrengte Wirtschaftstreibende in Großkonzernen und ergeizige WirtschaftsstudentInnen. Könnte aus der Feder der Industriellenvereinigung stammen.

Alternative, die
Was heisst hier Alternative? Es gibt keine Alternative zum gängigen System. Unser Vorbild Thatcher hat es auf den Punkt gebracht: T.I.N.A : There is no alternative. Anders gesprochen: Basta, und damit hat sichs.

Arbeitsplätze erhalten
Wir Unternehmen schaffen Arbeitsplätze. Gehts der Wirtschaft gut, gehts uns allen gut. Für diese Verantwortung wollen wir Subventionen bekommen, und wenig Steuern zahlen

derregulieren; Derregulierung, die
Der Markt führt zu einer besseren Allokation der Güter. Also soll sich der Staat nicht einmischen und Regulierungen deregulieren

Elite Uni
Söhne und Töchter von großen Firmen brauchen eine ädequate Ausbildung. Die kann uns dass öffentliche Bildungswesen nicht bieten. Also Privatschulen und Elite Unis. Wer soll unsere Posten bekommen, wenn nicht unsere Nachfolger, unser eigen Fleisch und Blut. Es kann doch nicht jeder von der Straße dahergelaufene Absolvent Karriere im Unternehmen machen und dann Chef werden. Dass dürfen nur die Besten. Und das sind unsere Kinder! Um das zu gewährleisten brauchen wir hohe Gebühren, sonst kommen schlechte Studis und senken die Leistung der Elite Uni.

Europäische Union, die; kurz: EU
Wirtschaftunion die dank Lobbying Wirtschaftpolitik in unserem Interesse betreibt. Überregelierungen und Vorschriften müssen wir schlucken, solange die das Hauptziel der EU: Freihandel und Wettbewerb nicht eingeschränkt wird.

Flexiblisierung, die
Länger Arbeiten bei weniger Geld, Umgehung von sozialen Standards wie Kranken- und Arbeitslosenversicherung, um die Kosten zu senken.

Freiheit, die
Jeder soll tun und lassen können was er will. Der Staat soll dafür sorgen dass sich alle an die allgemeine Spielregeln halten, aber uns nicht bevormunden. JedeR ist sein eigenes Glückes Schmid.

Gehts der Wirtschaft gut gehts uns allen gut
Wir halten den gesellschaftlichen Motor am laufen. Also bitte keine Kritk, ohne uns geht nix!

Globalisierung
Im Sinne einer wirtschaftlichen Globalisierung: Dort produzieren wo es am billigsten ist. Die Staaten können wir gegeneinander auspielen, da alle an Arbeitsplätzen interessiert sind. Gewinne dort aufbewaren wo es sinn macht - in der Schweiz, Monaco und in karibischen Gewinnsicherungsstaaten.

Job Splitting
Dient um Kosten zu sparen und soziale Standards zu umgehen. Geht wie folgt: 40 Stunden Angestellte entlassen und durch zwei PraktikantInnen ersetzten. Am besten die PraktikantInnen noch von der entlassenen Arbeitskraft einschulen lassen, damit kein Know-How verloren geht. Den PraktikantInnen fast nichts zahlen, denn die sind eh noch auf der Suche nach Qualifikationen. Die sollen sich ihre Sporen erst mal verdienen bevor sie wirklich Kohle machen. Wir hatten es damals auch nicht leicht, auch nach der Elite Uni.

Lobbying
Es macht Sinn für seine Interessen bei PolitikerInnen vorstellig zu werden. Die meisten sind eh nette Menschen die man ruhig auf einen Yachturlaub mitnehmen kann.

Markt, der
Auf dem Markt treffen sich Angebot und Nachfrage die von der "unsichtbaren Hand" in Gleichgewicht gebracht wird. Das mit dem Gleichgewicht haut nicht immer so gut hin. Aber was solls. Die einzige Alternative wäre die kommunistische unfreie und diktatorische Planwirtschaft. Und die ist keine.

rationalisieren, (v), Rationalisierung, die (S)
Leute rausschmeißen um die Kosten zu senken. Der internationale Wettbewerb ist so brutal zu uns, wir können nicht anders.

Privatisierung, die
Wenn eine Leistung keinen Marktpreis hat, dann ist sie nichts wert. Ein Unternehmen stellt jede Leistung effizienter her als der Staat. So ist die Wasserversorgung in manchen dritten Welt Staaten nun viel effizienter, solange auch der entsprechende Preis dafür bezahlt wird. Alle unrentablen und nicht-kostendeckende Leistungen gehören sowieso abgeschafft.

Privatschulen
Schulen für deren Leistungen der Marktpreis bezahlt werden muss. Hort der guten Leistung und ausgezeichnetem Lehrpersonal. Außerdem gehen die Kinder von unseren Freunden auch nur in Privatschulen.

regulieren; Regulierung, die
Das hässliche Entlein des Wortes deregulieren. Regulieren sagt nichts anderes aus: Der Staat beschließt Gesetze und Vorschriften da er dem Markt und uns nicht vertraut.

Rekordgewinn, der
Dank Rationalisierungen um die Kosten zu senken, konnten die Gewinne gesteigert werden. Wenn es einmal funktioniert, dann probieren wir es nochmal. Was wollen wir diesmal Rationalisieren?

Smith, Adam
Wer liest seine ganze Schmöker schon. Das einzige was wir uns merken müssen ist das Stecknadelbeispiel und der Bäcker. Und das der freie Markt zum besten Ergebnis kommt und das uns frei macht.

Steuern
Hohe Steuerlast bedeuten hohe Kosten. Dann können wir doch gleich im Ausland produzieren. Entweder wir zahlen dem Staat nichts, oder wir gehen. Außerdem schaffen wir eh schon genug Arbeitsplätze. Das muss reichen.

Subventionen
Subventionen verzerren den Wettbewerb, besonders wenn andere eine bekommen. Erleichtungen für Betriebsansiedlungen sind jedoch gerne erwünscht.

Staat, der
Ein bürokratisches und ineffizientes Ungeheuer. Eigentlich nur brauchbar für Straßenbau, Rechtssicherheit, Polizei, Militäre und guter Infrastruktur.

Staatsfinanzen, die
Wieso schafft es der Staat nicht mit seiner Kohle auszukommen? Hat dort keiner BWL studiert. Ganz einfach: Beamte rationalisieren und unnötige Leistungen wie staatliche Pensionsversicherung abschaffen. Das würde auch wieder die Versicherungswirtschaft ankurbeln und alle würden davon profitieren.

Verlust
Da hat wohl wer zu wenig rationalisiert

Wettbewerb, der
Wettbewerb ist gesund. Wettbewerbseinschränkungen schaden uns und verzerren den Markt.

Welthandelsorganisation, die; kurz: WTO
Sorgt für unsere Zukunftsmärkte in Entwicklungsländern und ist schlicht die Verteidigerin des Freihandels. Fördert Privatisierungen in allen ihren Entwicklungsländern - somit boomt die Wirtschaft.
Thomas Gegenhuber

Thomas G.

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